Auslandsreisen mit Multiple Sklerose richtig planen – Teil 1

22.07.2024
Auslandsreisen | Multiple Sklerose | Reisekrankenversicherung | Reiseplanung | Smartphone-App

Ob pulsierende Metropolen oder exotische Landschaften – auch mit Multiple Sklerose lässt sich das Fernweh stillen. Eine gute Planung, die Art und Ort des Urlaubs auf die eigene Erkrankung abstimmt, ist die beste Voraussetzung dafür, dass die Auslandsreise zu einer lohnenden Erinnerung wird.
In diesem Beitrag geht es um die Recherche im Vorfeld und das Thema Krankenversicherung.

Autor: André Bunde, DMSG – Landesverband Berlin e. V.

Stöbert man durch Blogs und Erfahrungsberichte von reiseerfahrenen MS-Betroffenen oder Menschen mit Behinderungen, begegnet einem immer wieder eine Botschaft: Ein gewisses Maß an Flexibilität bei der Planung, aber auch während des Reisens selbst ist wichtig, um Wunsch und Wirklichkeit zusammenzubringen. Mit einer guten Organisation geht fast alles, aber auch nicht überall.

Deshalb ist es ratsam, sich als erstes zwei Fragen zu stellen:
1. Welchen Zweck soll die Reise haben – etwa Kultur- oder Naturerlebnisse oder einfach Erholung?
2. Was ist vor dem Hintergrund des eigenen Gesundheitszustands und der individuellen Verfassung machbar und sinnvoll?
Ratsam ist es auf jeden Fall, die behandelnden Ärzt*innen bei der Beantwortung der zweiten Frage hinzuziehen – eine gute Grundlage für die weitere Organisation.

Allgemein gilt:
Je größer die Einschränkung durch die Krankheit, desto aufwendiger die Planung und desto länger der Vorlauf. Allen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, empfiehlt Elly Seeger, ehemalige Vorsitzende des Beirats der MS-Erkrankten im DMSG-Landesverband Berlin, zum Beispiel bereits ein Jahr im Voraus mit der Organisation zu beginnen, allein schon um die Zimmer in den häufig stark nachgefragten barrierefreien Unterkünften zu sichern.

Besonders; wenn die vor Ort benötigte zusätzliche Hilfe sehr umfangreich ist, summieren sich die Urlaubskosten schnell. Auch wenn sich durch die Suche von Hotels, die die gewünschten Hilfsmittel kostenlos mit anbieten, oft einiges sparen lässt, kann das eigene Budget trotzdem für die Reise nicht ausreichen. In solchen Fällen gibt es unter Umständen Fördermöglichkeiten, etwa durch Stiftungen, zu denen die Sozialberatung der DMSG Berlin berät.

Auslandsvertretungen und MS-Gesellschaften

Für ein möglichst entspanntes Reisen empfiehlt sich, selbst wenn Dienstleister bei der Planung in Anspruch genommen werden, ein Mindestmaß an Eigenrecherche. So geben die Seiten des Auswärtigen Amtes einen ersten Eindruck darüber, ob ein Land als persönliches Urlaubsziel überhaupt geeignet ist, egal ob in puncto Klima, Sicherheitslage oder Impf-Infos. Hier findet man zudem die Kontaktdaten der deutschen Auslandsvertretungen im jeweiligen Land, die für eventuelle Notfälle auch zum Reise-Inventar gehören sollten. Sich schon zuhause über eine gute medizinische Versorgung vor Ort zu informieren, zum Beispiel ein geeignetes Krankenhaus oder eine geeignete neurologische Fachambulanz für den Fall eines Schubes ausfindig zu machen, fördert die eigene Sicherheit zusätzlich.

Bei der Suche nach MS-spezifischen Informationen können die MS-Gesellschaften im Zielland weiterhelfen, zu finden unter: www.msif.org/living-with-ms/find-ms-support-near-you/. Außerdem bieten die eingangs erwähnten Blogs authentische Informationen und Anregungen zu vielen Reisezielen und -themen, die bei der Planung helfen. Wer Unterkünfte online bucht, fragt außerdem am besten noch mal direkt – telefonisch oder per E-Mail – nach, ob alles, was gebraucht wird, auch wirklich vorhanden ist.

Tipp: Reiseblog Mobilista
Reiseblog von Adina – Rollstuhlfahrerin – und Timo Hermann, die seit 2007 gemeinsam die Welt bereisen, ihre Erfahrungen teilen und Praxistipps geben. Mobilista berichtet sowohl aus der Perspektive der Rollstuhlfahrerin als auch aus der des Begleiters:
www.mobilista.eu

Smartphone-App für rollstuhlgerechte Orte weltweit

Bei der Detailplanung der Aktivitäten am Urlaubsort – ob Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten oder Verkehr – steht Reisenden mit Mobilitätseinschränkung ein recht nützliches Tool zur Verfügung: die Online-Karte Wheelmap.org – ein Projekt des Sozialhelden e. V. Die Karte gibt es auch als Smartphone-App für unterwegs. Sie ist eine Art Google Maps, in der öffentlich zugängliche Orte auf der ganzen Welt nach einem Ampelsystem entsprechend ihrer Zugänglichkeit für Rollstuhlnutzende aufgeführt sind.

Wer ganz sicher gehen will, kann die Barrierefreiheit einzelner Orte auch bei den jeweils zuständigen Tourismusämtern in Erfahrung bringen. Sind Recherche, Buchung und Detailplanung abgeschlossen, empfiehlt sich spätestens jetzt das Erstellen einer Checkliste mit allem, was für die Reise benötigt wird.

Quelle: Pixabay

Private Auslandskrankenversicherung

Grundsätzlich sollten alle Betroffenen mit gesetzlicher Krankenversicherung eine private Auslands­krankenversicherung abschließen, um für gesundheitliche Notfälle gewappnet zu sein, die nichts mit der MS zu tun haben. Denn selbst innerhalb der EU und in Ländern, mit denen ein Sozialversicherungsabkommen besteht, zahlen deutsche Kassen den Krankenrücktransport und manche medizinischen Leistungen nicht. In einigen Ländern, wie zum Beispiel Kuba, ist eine Auslandskrankenversicherung sogar Pflicht, um überhaupt einreisen zu können. Sie allein ist jedoch noch kein Garant für ausreichenden Schutz, weil sie oftmals keine Behandlungen abdeckt, die im Rahmen chronischer Erkrankungen anfallen, also im Ausland vorhersehbar sind.

Ein vor Reisebeginn ausgestelltes Attest des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin, dass die Unbedenklichkeit von Urlaubsziel, Reisedauer und Beförderungsmittel bescheinigt, erhöht die Chance auf eine Kostenübernahme von Behandlungen bei unberechenbaren Notfällen, wie der Kortisonbehandlung im Falle eines Schubs. Um sicherzugehen, sollte dies im Vorfeld mit dem jeweiligen Anbieter geklärt werden. Die Grunderkrankung zu verschweigen bringt hierbei nichts. Sie berechtigt den Versicherer nur zur Anfechtung des Versicherungsvertrages, die in der Regel zu dessen Nichtigkeit führt.

Gesetzliche Krankenversicherungen

Finden Betroffene im Vorfeld ihrer Reise keine Auslandskrankenversicherung, die vorhersehbare Behandlungen abdeckt, kommt die eigene Krankenkasse zum Zug. Laut Sozialgesetzbuch sind die Kassen nämlich zum Schutz von chronisch Kranken im Ausland verpflichtet. Konkret heißt das, dass sie für sechs Wochen im Kalenderjahr auch außerhalb Europas die Kosten maximal bis zu der Höhe übernehmen müssen, in der sie im Inland entstanden wären. Stiftung Warentest empfiehlt, hierfür ein bis drei Ablehnungsschreiben vorzulegen, in denen die Auslandskrankenversicherer bestätigen, dass sie die Behandlungskosten für die chronische Erkrankung nicht übernehmen.

Unabhängig vom Urlaubsort wird Pflegegeld oder anteiliges Pflegegeld bis zu sechs Wochen im Kalenderjahr weitergezahlt.

Reiseplanung in vertrauensvollen Händen

Der Reisemaulwurf kennt sich aus! Nutzen Sie unsere Expertise und unsere Erfahrungen beim Finden Ihres Reiseziels! Unter den vielen Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen, die mit Barrierefreiheit für einen entspannten Urlaub mit Hilfe- und Pflegebedarf in Deutschland werben, ist mit Sicherheit auch Ihr nächster Gastgeber dabei. Ob Erholung am Meer, Städtereise oder Urlaub in den Bergen – viele Reiseregionen Deutschlands werden Sie zu überzeugen wissen, wie unkompliziert ein erholsamer und erlebnisreicher Urlaub sein kann.

Kontaktieren Sie uns per E-Mail oder telefonisch, wir nehmen uns Zeit und beraten Sie zu all Ihren Reisewünschen und Fragen rund um die Reiseplanung.

Ihr
André Scholz