Ob pulsierende Metropolen oder exotische Landschaften – auch mit Multiple Sklerose lässt sich das Fernweh stillen. Eine gute Planung, die Art und Ort des Urlaubs auf die eigene Erkrankung abstimmt, ist die beste Voraussetzung dafür, dass die Auslandsreise zu einer lohnenden Erinnerung wird.
In diesem Teil geht es um die Themen Reiserücktritt, Bahn und Flugzeug sowie alles Wichtige und Praktische, was mitzunehmen ist.
Autor: André Bunde, DMSG – Landesverband Berlin e. V.
Reiserücktritts- und Reiseabbruchversicherung
Reiserücktrittsversicherung
Ein Attest, also eine Reisetauglichkeitsbescheinigung, hilft auch beim Abschluss einer Reiserücktrittsversicherung. Sie greift, wenn aus einem schwerwiegenden unvorhersehbaren Grund die gebuchte Reise nicht angetreten werden kann. Einige Versicherer lassen die unerwartete Verschlechterung einer chronischen Erkrankung als solch einen Grund gelten, wenn die Bescheinigung vor der Buchung der Reise ausgestellt wurde. Bedingt durch den langen Vorlauf, der oftmals bei der Buchung von barrierefreien Reisezielen nötig ist, kann es also nötig sein, das Attest zweimal ausstellen zu lassen: vor der Buchung und direkt vor Reiseantritt.
Reiseabbruchversicherung
Die Reiserücktrittsversicherung greift nicht beim Abbruch einer Reise. Für diesen Fall muss eine Reiseabbruchversicherung abgeschlossen werden. Sie erstattet Reiseleistungen, die nicht in Anspruch genommen wurden, kommt für Mehrkosten auf, die der Reiseabbruch verursacht, und springt ein, wenn man gezwungen ist, länger als geplant am Urlaubsort zu bleiben. Viele Versicherungen bieten Reiserücktritts- und Reiseabbruchleistungen in einem Paket an. Ist auf der Reise ein Rollstuhl dabei, sollte auch dieser mitversichert sein, für den Fall, dass er beschädigt wird oder verloren geht. Zusätzlich macht eine Geldreserve auf dem Konto Sinn, um Kosten für nicht eingeplante Leistungen wie einen früheren Rückflug oder einen Krankenhausaufenthalt begleichen zu können, die erst im Nachhinein von den Versicherern erstattet werden.
Reisen mit der Bahn
Schwerbehindertenausweis mit Begleitvermerk
Für Reisen ins nahe Ausland ist Bahnfahren eine umweltfreundliche Alternative zum Fliegen. Leider bereitet es Menschen mit Mobilitätseinschränkung häufig viele Probleme. Nicht nur durch Personalmangel oder kaputte Aufzüge, sondern auch, weil innerhalb der EU noch immer keine gemeinsame Regelung zur gegenseitigen Anerkennung von Behindertenausweisen und entsprechenden Vergünstigungen existiert.
Beispielsweise kann ein Schwerbehindertenausweis mit Begleitvermerk, der es Begleitpersonen erlaubt, umsonst mitzureisen, zwar geltend gemacht werden, wenn die internationale Fahrkarte in Deutschland erworben wird und die Fahrt an einem deutschen Bahnhof beginnt oder endet. Bei Fahrten innerhalb des Landes ist die unentgeltliche Mitnahme aber abhängig von den jeweiligen Verkehrsunternehmen. Eine Übersicht, bei welchen sie möglich ist, findet sich auf www.oepnv-info.de/reisen/bahnreisen/begleitpersonen-im-ausland.
Quelle: Pixabay
Mobilitätsservice der Deutschen Bahn
Um Risiken im Reiseablauf zu minimieren, bieten sich grundsätzlich Direktverbindungen an. Ist das nicht möglich, sollte genügend Zeit für das Umsteigen eingeplant werden. In Kooperation mit den Bahnunternehmen europäischer Nachbarländer bietet die Deutsche Bahn über ihre Mobilitätsservice-Zentrale die Möglichkeit, europaweit Hilfeleistungen beim Ein-, Um- und Aussteigen voranzumelden. Um zu verhindern, dass Services aufgrund beschränkter Kapazitäten nicht mehr verfügbar sind, sollte die Buchung so früh wie möglich erfolgen. Grundsätzlich sind bei Hilfeleistungen im Ausland mindestens 48 Stunden Vorlauf nötig.
Mobilitätsservice der Deutschen Bahn
Telefon 030 / 65212888
Kontakt: msz@deutschebahn.com
Reisen mit dem Flugzeug
Beim Fliegen gilt es für Menschen mit Mobilitätseinschränkung, neben der rechtzeitigen Anmeldung einige Besonderheiten zu beachten. So nutzen Fluggesellschaften, um ihre Services zu organisieren, international geltende Codes, die aussagen, wie mobil man ist und welche Hilfe man braucht. Den auf sich zutreffenden Code zu kennen, erleichtert die Buchung und die Inanspruchnahme entsprechender Services. Schließlich müssen an Flughäfen oft lange Strecken zurückgelegt werden.
Codes der Airlines zur Einschätzung der Mobilität:
WCHR: kann kurze Wege gehen und auch Treppen steigen
WCHS: kann kurze Wege laufen, aber keine Treppen steigen
WCHC: kann weder selbständig laufen noch Treppen steigen
Da Rollstühle spätestens vor der Flugzeugtür als Gepäck aufgegeben werden müssen und im Flieger ein Transfer-Rollstuhl bereitgestellt wird, empfehlen erfahrene Rollstuhlreisende lose oder empfindliche Teile mit an Bord zu nehmen und am Zielort das Flugzeug nicht zu verlassen, bis der eigene Rollstuhl an der Tür bereitsteht. Denn die Stühle können auf dem Weg zum Gepäckband beschädigt werden. Besonders Elektrorollstühle mit ihren verschiedenen Batterietypen erfordern aufgrund der komplizierten Regelungen der Fluggesellschaften und notwendigen Genehmigungen bei der Planung einiges an Geduld.
Quelle: Pixabay
Was gehört ins Gepäck?
Ins Handgepäck gehören
- Buchungsunterlagen, Ausweisdokumente und Bescheinigungen der Versicherungen
- Beipackzettel der einzunehmenden Medikamente
- ein ärztliches Attest über alle benötigten Medikamente und Gegenstände, am besten auf Englisch und in der Sprache des Urlaubslandes.
Um die Verständigung auch bei wichtigen Sachverhalten oder Notfällen so eindeutig wie möglich zu gestalten, bietet sich für alle, die der jeweiligen Landessprache nicht oder kaum mächtig sind, ein Zeige-Wörterbuch als Reisebegleiter an. In ihm sind essenzielle Sachverhalte in Icon- und Bildform dargestellt, um per Fingerzeig zu kommunizieren.
Auf Reisen ins europäische Ausland könnte außerdem der Euroschlüssel hilfreich sein. Für einen Preis von 26,90 Euro ermöglicht das einheitliche Schließsystem kostenlosen Zugang zu mittlerweile mehr als 12.000 öffentlichen behindertengerechten Sanitäranlagen in ganz Europa.
Ein weiterer sinnvoller Reisebegleiter ist der europäische Notfallausweis. Das kompakte gelbe Dokument fasst in neun Sprachen auf zwölf Seiten die persönlichen Daten und alle relevanten Informationen über die Gesundheit der innehabenden Person zusammen, um professionellen Ersthelfern eine optimierte Versorgung zu ermöglichen.
Um Kosten und Aufwand nicht unnötig anwachsen zu lassen, sollte folgende Frage das Packen begleiten: Was ist wirklich wichtig? Das sind zuallererst die benötigten Medikamente. Hier rät Elly Seeger allerdings zur Devise: Lieber etwas mehr als zu wenig! Und: Wenn nötig, Kühlakkus für die Medikamente mitnehmen! Wichtig sind auch Dinge und Hilfsmittel, die wesentlich dazu beitragen, den Aufenthalt möglichst stress- und symptomfrei zu gestalten. Sie werden natürlich bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausfallen. Der eine füllt seinen Koffer mit einem speziellen Kissen, das nicht in sich zusammenfällt, um während des Schlafs den Nacken zu stützen. Die andere kann wegen starker Empfindlichkeiten nicht auf die mobile Po-Dusche verzichten. Um sicherzugehen, sollte auf Experimente verzichtet und nur das eingepackt werden, was sich bereits zuhause bewährt hat. Setzt man beispielsweise auf ein Kühl-T-Shirt, um die Wärme am Urlaubsort erträglicher zu machen, bietet sich während des heimischen Sommers ein Stresstest hinsichtlich Wirksamkeit und Praktikabilität an.
Die perfekte Reisedauer
Wie lange der Aufenthalt im Ausland schließlich dauern soll, hängt natürlich von den Reisenden selbst ab. Allgemein sollte er jedoch umso länger andauern, je weiter das Reiseziel entfernt ist.
Ein Kurz-Trip nach New York beispielsweise stellt nicht nur aus ökologischer Sicht aufgrund des enormen CO2-Austoßes, der mit Hin- und Rückflug einhergeht, eine enorme Umweltbelastung dar, sondern läuft auch Gefahr, in keinem gesunden Verhältnis zum dafür nötigen Planungsaufwand zu stehen.
Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass neben dem Jetlag häufig andere klimatische oder kulturelle Reize am Urlaubsort eine Eingewöhnungsphase nötig machen. Hierfür sollten ein bis zwei Tage eingeplant oder vielmehr freigehalten werden.
Reiseplanung in vertrauensvollen Händen
Der Reisemaulwurf kennt sich aus! Nutzen Sie unsere Expertise und unsere Erfahrungen beim Finden Ihres Reiseziels! Unter den vielen Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen, die mit Barrierefreiheit für einen entspannten Urlaub mit Hilfe- und Pflegebedarf in Deutschland werben, ist mit Sicherheit auch Ihr nächster Gastgeber dabei. Ob Erholung am Meer, Städtereise oder Urlaub in den Bergen – viele Reiseregionen Deutschlands werden Sie zu überzeugen wissen, wie unkompliziert ein erholsamer und erlebnisreicher Urlaub sein kann.
Kontaktieren Sie uns per E-Mail oder telefonisch, wir nehmen uns Zeit und beraten Sie zu all Ihren Reisewünschen und Fragen rund um die Reiseplanung.
Ihr
André Scholz