Ferien mit Pflege – eine Auszeit für zu Pflegende und ihre Angehörigen

09.02.2022
Pflegehotels | Reha für pflegende Angehörige | Reisen mit Behinderung

Urlaub gehört mit zu den schönsten Dingen der Welt! Schon die kleinste Luftveränderung, der Blick auf andere Landschaften und das Aussteigen aus den Alltagsverpflichtungen sind Balsam für die Seele. Das Angebot der Reisen für Menschen mit Behinderung wird von Jahr zu Jahr vielfältiger, denn die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr. Unter anderem auch, weil der Kreis pflegebedürftiger Menschen und pflegender Angehöriger immer größer wird.

Wenn Fürsorge zu Verausgabung wird

Fast 80% aller Pflegebedürftigen in Deutschland werden im gewohnten häuslichen Umfeld versorgt. Ein Großteil davon wird wiederum allein durch Angehörige umsorgt und gepflegt. Pflege in den eigenen vier Wänden bedeutet, nicht selten einen „24-Stunden-Job“ mit übergroßer und oft unterschätzter Verantwortung meistern zu müssen. Pflege ist in vielen Fällen zudem körperlich sehr anstrengend, wenn der Pflegebedürftige z.B. umgebettet, angekleidet oder im Rollstuhl geschoben werden muss. Fast jeder Angehörige sieht sich irgendwann damit konfrontiert, dass die Liebe und die Kraftreserven nicht unendlich reichen, um die wachsende Belastung aufzufangen. Früher oder später kommen Pflegende häufig an ihre physischen und psychischen Grenzen, und Erschöpfung droht zum Dauerzustand zu werden. Nicht selten wird angesichts der vielen Verpflichtungen einer täglichen Pflegeroutine eine dringend nötige Auszeit immer weiter verschoben …

Damit die Kraft auch weiterhin für beide reicht

Um die aufopferungsvolle Arbeit pflegender Angehöriger zu würdigen und sie in ihrer Situation zu entlasten, ist im Sozialgesetzbuch V die Möglichkeit einer REHA-Maßnahme gesetzlich verankert. Ärztlich verordnet können Betroffene sich eine Auszeit vom zehrenden Pflegealltag nehmen und in einer entsprechenden Rehaeinrichtung wieder zu Kräften kommen. Der Aufenthalt ist sowohl allein als auch nach separater Beantragung und Bewilligung in einigen Reha-Einrichtungen mit dem Pflegebedürftigen zusammen möglich. Dem pflegenden Angehörigen größtmögliche Erholung und Entspannung zu verschaffen, steht im Fokus der Maßnahme. Aber auch das Vermitteln von Strategien, besser mit den Herausforderungen des Pflegealltags umgehen zu können. Während sich die Einrichtung um das Wohl des Pflegebedürftigen kümmert, kann der Angehörige Luft holen vom Pflegealltag. Es gibt die Möglichkeit, psycho- oder physiotherapeutische Angebote wahrzunehmen, Vorträgen zur Prävention zu lauschen oder Selbsthilfegruppen und Gesprächskreise zu besuchen. Hier können sich Betroffene austauschen, ihre Situation reflektieren und verarbeiten und sich gegenseitig unterstützen und Kraft geben. Auch tägliche Spaziergänge in der Natur, der Bummel durch die Ortschaft oder ein entspannter Cappuccino im Café sorgen dafür, dass sich die Batterien von pflegenden Angehörigen wieder aufladen können.

Hotelservice & professionelle Pflege kombiniert

Sogenannte Pflegehotels haben sich hingegen in erster Linie auf die besonderen Bedürfnisse von Pflegebedürftigen eingestellt. Barrierefreiheit sowie passend ausgestattete Zimmer und Appartements nebst Annehmlichkeiten eines Ferienhotels sorgen für einen entspannten Aufenthalt. Die Häuser bieten all jene Pflegeleistungen an, die der zu Pflegende auch zu Hause benötigt. Ob Hilfe bei der Körperpflege, der Nahrungsaufnahme, der Gabe von Medikamenten oder dem Ankleiden – die Gäste können sich auf professionelle Pflege (bis zur Intensivpflege) verlassen. Hilfsmittel, wie z. B. Pflegebett, Rollator, Rollstuhl oder Patientenlifter werden dem Betroffenen zur Verfügung gestellt. In vielen Fällen ermöglichen die Einrichtungen durch die Zusammenarbeit mit einem Anbieter vor Ort sogar notwendige Ergo- oder Physiotherapien. Auch eine fürsorgliche Rundumbetreuung durch Tagespflege ist in einigen Häusern möglich. So können pflegende Begleitpersonen täglich eine kleine Auszeit ganz für sich selbst nutzen und wissen ihren Angehörigen gut betreut. Ein paar Pflegehotels haben sich direkt auf die Bedürfnisse von Demenzerkrankten und ihre Begleitperson spezialisiert. Sie erwarten Ihre Gäste mit einem vielseitigen Betreuungs- und Erlebnisangebot, damit der Urlaub für beide erholsam und bereichernd wird. Wellnessangebote oder kulturelle Veranstaltungen runden den Urlaub ab.

Oder doch lieber ein fast normaler Urlaub?

Das Thema Urlaub & Pflege gewinnt im Tourismus zunehmend an Bedeutung. Die Gruppe der Gäste, die lieber in ein „normales“ Hotel – statt in ein „Pflegehotel“ – fahren möchten, wächst. Da ist die Sehnsucht nach dem Tapetenwechsel und dem Abstand nehmen können vom Alltag mit Krankheit. Sich im Urlaub mit dem Schicksal ebenso Betroffener konfrontiert zu sehen, mag mancher lieber vermeiden. Die Hotelbranche erkennt die Nachfrage und immer mehr Häuser versuchen bereits, den besonderen Bedarf in ihr Hotelkonzept zu integrieren. Hierzu müssen Hotels wichtige Fragen für sich im Vorfeld klären, wie beispielsweise: Wie viele Pflegebedürftige und deren Begleitung möchte das Haus beherbergen? Wie viele Zimmer können zur Verfügung und barrierefrei gestaltet und ausgestattet werden? Welche Pflegestrukturen oder Leistungen der häuslichen Krankenpflege können durch Drittanbieter vor Ort gewährleistet werden? In welche Hilfsmittel müsste investiert werden? Kann der Room-Service für die Besonderheiten eines Pflegebedürftigen sensibilisiert werden? Wie bereite ich die Mitarbeiter des Hauses auf diese Zielgruppe vor und schule sie im verständnisvollen Umgang mit ihnen? Und auch der sensible Punkt, wie andere Gäste auf Menschen mit Behinderung, offensichtlichem Hilfebedarf oder Demenz am Nachbartisch reagieren, muss sorgsam bedacht werden. Neben anderen professionell beratenden und zertifizierenden Institutionen ist übrigens auch der Reisemaulwurf e. V. in Deutschland mit gleichen Aufgaben unterwegs!

Wir haben auf viele Ihrer Fragen eine Antwort!

Das Reisen für Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf erfordert also ein paar Überlegungen mehr, als das Buchen einer Pauschalreise aus dem Katalog. Zusätzlich zu den oben beschriebenen Aspekten kommt nicht selten auch die Frage der Finanzierung. Sie müssen nicht alles allein schultern! Je nach Pflegegrad sind in vielen Fällen für pflege- und betreuungsbedingte Aufwendungen Kostenübernahmen durch die Pflegeversicherung für z. B. Pflegesachleistungen oder stundenweise Betreuungen am Urlaubsort möglich.

Der Reisemaulwurf kennt sich aus, hat für jede Ihrer Fragen ein offenes Ohr und den passenden Rat! Kontaktieren Sie uns gern über unser Kontaktformular oder rufen Sie uns an. Urlaub und Pflege sind zu vereinbaren – wir sorgen dafür, dass Sie Ihrer Auszeit ein Stück näher kommen.

Ihr André Scholz

 

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